Der Ösi in Kawasaki

Running Sushi in Japan – Fast-Food-Fisch für Fun bei Tisch

Sind “Running Sushi”-Läden eine Erfindung des Westens? Ein Affront gegen die hohe japanische Sushi-Kunst? Nein! In der heutigen Folge erzähle ich euch alles über das schnelle Sushi vom Förderband und habe traurige Nachrichten für Fans von “All You Can Eat”.

Erfahrt außerdem von der “schleimigen Dreifaltigkeit” und von so manch anderer Delikatesse.

Dies ist die 42. Folge meines Podcasts „Der Ösi in Kawasaki“ als Blogartikel zum Nachlesen. Anhören könnt ihr sie übrigens direkt hier, sowie auf Spotify und Apple.

Gibt es auch in Japan Sushi vom Förderband? Falls ja, wie funktioniert es genau? Und welche grundlegenden Unterschiede gibt’s zum österreichischen Running Sushi?

Servus und konnichiwa, hier ist Alex, euer Ösi in Kawasaki. Der Frühling steht vor der Tür, zumindest hier in Japan. Und ich bin auch mehr als bereit dafür! Mit steigenden Temperaturen steigt langsam auch wieder meine Lust für kühlere Speisen. Heute steht deshalb ein ganz besonderes Thema auf dem Programm. Eine meiner Lieblingsarten essen zu gehen. Nämlich: Running Sushi. Sushi, das per Förderband direkt zu einem hin transportiert wird.

Ich weiß noch … mein erstes Mal Running Sushi. Hach, das waren Zeiten. Ich war noch ein Kind. Vom Lande. Und war mit meinen Eltern und meiner Oma in einem großen Einkaufszentrum in der Stadt. Da hatte gerade so ein exotisches, fremdartiges Lokal eröffnet. Mit einem Förderband, das durch den ganzen Laden verläuft. Und auf diesem Förderband fährt doch tatsächlich roher Fisch herum. Un-fass-bar!

Ganz neugierig und fast schon ehrfürchtig sind wir rein – und haben uns getraut! Jeder Bissen war neu und aufregend. Ein kleines Abenteuer. Ständig fahren da unbekannte Speisen an einem vorbei; alle so farbenfroh. Man kann sich nehmen was man will, und – Dank “All You Can Eat” – auch soviel man will. Es hat uns richtig gut geschmeckt und das gesamte Erlebnis war wirklich lustig. Sogar meiner Oma hat’s gefallen!

Und ab dem Moment war ich Feuer und Flamme – da wollte ich dann eigentlich ständig zum Running Sushi.

Immer mehr solche Läden haben eröffnet. Running Sushi wurde in den frühen 2000ern, glaube ich, zu einem richtigen Trend in Österreich. Auch in Wien, während des Studiums, hatte ich meinen Lieblings-Running-Sushi-Laden. Es war nur leider echt kein billiges Unterfangen. Wie gesagt, war es jedes Mal ein “All You Can Eat”-Angebot, und das kostet verständlicherweise. Vor allem abends gehen da die Preise bis rauf auf über 20 Euro pro Person.

Wenn die Qualität stimmt, ist das ja vermutlich eh gerechtfertigt.

Ich hatte damals allerdings den Eindruck, dass je mehr dieser Läden aufgepoppt sind, die Qualität umso weiter nach unten gegangen ist. Man zahlt dort wirklich nicht wenig Geld, bekommt aber dann so Dinge auf dem Förderband wie Kekse vom Discounter oder zwei Stück Apfel. Serviert wurde in diesen Läden auch ein immer wilder werdender Mischmasch aus allem, was im Westen irgendwie als “asiatisch” gilt. Mir persönlich kam da die Auswahl an tatsächlichem Sushi und die Fischvielfalt einfach zu kurz.

Vermutlich ist auch das verständlich. Wenn das Essen stundenlang auf dem Förderband vor sich hin gammelt und das nicht gegessene dann im Müll landet. Da ist es natürlich schade um jeden Fisch, der dafür sterben und von weit her angekarrt werden musste. Das ist eh ein Wahnsinn, wenn man darüber nachdenkt. Aber dann sollte man halt das gesamte Konzept infrage stellen. “All You Can Eat”-Angebote sind eben nur selten ökologisch nachhaltig.

Sind Running Sushi Läden also eine Erfindung des Westens? Eine unflätige Völlerei? Ein Affront gegen die hohe japanische Sushi-Kunst?

Nein.

 

Sushi vom Förderband in Japan

Das allererste Förderband-Sushi wurde im Jahr 1958 in Osaka eröffnet. Hier nennt sich das Ganze “Kaiten-zushi”, wobei “Kaiten” für “Rotation” steht. Solche Läden sind hier durchaus populär!

Gleich noch ein paar Basics vorweg: Sushi meint übrigens nicht den Fisch, sondern steht für bestimmte Gerichte, in denen gesäuerter Reis vorkommt – der ist dabei wesentlich. Dieser “su-meshi” Reis wird mit Essig gesäuert und leicht gesüßt. Er wird nicht – ich wiederhole – nicht gekühlt, sondern körperwarm gegessen.

 

Verschiedene Arten von Sushi

Sushi-Gerichte gibt es in den verschiedensten Formen. Am bekanntesten sind dabei die kleinen Häppchen, wo gesäuerter Reis mit rohem Fisch oder Gemüse kombiniert wird. Etwa Nigiri-zushi, Maki-zushi oder Gunkan

Gunkan-maki sind im Westen wohl die unbekannteste Variante. “Maki” bedeutet “gerollt”. Beim Gunkan-maki wird ein schmales Nori-Seetangblatt um ein längliches Stück Reis herumgewickelt. Auf den Reis kommt dann normalerweise eine Zutat, die ihre Form nicht von alleine behalten könnte, wie etwa der leuchtend orange Lachskaviar, Ikura

Das Nori-Blatt rundherum dient dann quasi als Begrenzung, damit nichts runterfällt. Und weil die Häppchen vom Aussehen her an ein Kriegsschiff erinnern, heißen sie eben Gunkan – japanisch für “Kriegsschiff“. Gerade bei diesen Gunkan-maki gibt‘s so einige Toppings, die uns Westler auf den ersten Blick ein bisschen suspekt vorkommen. Dazu komme ich später noch.

 

Sushi aus dem Supermarkt vs. Luxus-Restaurant

Jeder Supermarkt in Japan hat jedenfalls eine beachtliche Auswahl an Sushi-Sets. Als wir noch neu hier waren, hat uns das extrem beeindruckt. Noch dazu ist es wirklich günstig und auch die Qualität stellt österreichisches Supermarkt-Sushi sicher in den Schatten. Nichtsdestotrotz ist und bleibt es halt auch hier Supermarkt-Sushi. Ein “low-end Sushi” mit nicht dem allerbesten Ruf.

Am anderen Ende des Spektrums finden sich in ganz Japan gehobene Sushi-Lokale, wo wahre Sushi-Meister:innen einem jedes Stück per Hand reichen. Ihr könnt dort mit Preisen ab 100 Euro pro Person rechnen. Nach oben hin sind dem wohl keine Grenzen gesetzt. Ein Besuch im schicken Sushi-Restaurant ist dann doch eine andere Liga. Ob jemand wie ich dort tatsächlich einen gewaltigen Unterschied schmecken würde … ich wage es zu bezweifeln, ehrlich gesagt. 

Witzig dabei finde ich übrigens, dass viele dieser teuren Sushi-Restaurants ihrer Kundschaft verbieten, Parfüm zu tragen. Das würde nämlich die Sinneswahrnehmung stören – und gerade bei so etwas Minimalistischem wie Sushi kommt es halt genau darauf an. Aber um diese gehobenen Sushi-Lokale geht’s heute ja sowieso nicht.

 

Wie funktioniert Running Sushi in Japan?

Heute geht’s um das Mittelding zwischen billigem Supermarkt-Sushi und der noblen Variante vom Sushi-Meister. Es geht, wie gesagt, um das rotierende Sushi vom Förderband. In solche Läden geht man, zugegebenermaßen, eher nicht, wenn man das beste Sushi von Japan essen will. Zum Kaiten-zushi geht man vielmehr zu Vergnügung.

In Shibuya, zum Beispiel, gibt’s eine Kette namens “Genki Sushi”. Die ist vor allem bei Touristen sehr beliebt (zumindest als es in Japan noch Touristen gegeben hat). Auch die Kette “Katsu Midori” bei uns in der direkten Nachbarschaft funktioniert nach demselben Prinzip – und Touristen verirren sich gar keine hierher. Mein Mann und ich gehen da gern an Wochenenden zum Mittagessen hin. Und der Laden ist so beliebt bei Jung und Alt, dass es leicht passieren kann, dass wir uns 30 Minuten oder noch länger anstellen müssen. Das muss man halt mit einplanen.

Schon beim Betreten des Ladens wird einem mit 360-Grad-Surround-Gedöns signalisiert, dass das hier kein steifes Sushi-Restaurant ist. Das gesamte Personal begrüßt jeden Gast, indem es laut “Irasshaimase” ruft. Das ist die Begrüßungsformel in japanischen Läden. Angestellte begrüßen einen meistens so. Bitte darauf nicht “Irasshaimase” zurück antworten. Das heißt nämlich so viel wie “Herzlich Willkommen” – und das wäre ja auch auf Deutsch komisch, wenn die Kundin zum Angestellten “Herzlich Willkommen” sagen würde. Normalerweise antwortet man darauf entweder “konnichiwa” oder einfach gar nichts.

Die Soundkulisse des Running Sushi Lokals bei uns ums Eck ist jedenfalls alles andere als entspannend. Zusätzlich zum Gebrülle der Angestellten wird im Hintergrund rhythmische Trommelmusik gespielt. Ständig bimmelt es irgendwo. Kaiten-zushi ist definitiv mehr Zirkus als Zen-Garten!

Eingetaucht in die hektische Atmosphäre des Ladens, bekommt man einen Sitzplatz zugewiesen. Man nimmt direkt am Förderband Platz und das erste, was einem auffällt, ist: da ist ja gar nix. Das Förderband ist leer!

Vor einem auf dem schmalen Tisch finden sich eine Dose mit Grüntee-Instantpulver und daneben ein Wasserhahn. Jawohl, ein Wasserhahn direkt am Tisch! Aus dem kommt heißes Wasser – damit kann man sich selbst Tee zubereiten. Sehr coole Sache, finde ich. In den Läden der Kette “Hamazushi” kann man obendrein zwischen ganzen fünf verschiedenen Sojasaucen wählen.

 

200 bis 300 Gerichte beim japanischen Running Sushi

Auf jedem Platz ist außerdem ein Tablet montiert. Die Oberfläche kann man meist auch auf Englisch umstellen. Auf diesem Tablet klickt man sich dann durch unzählige Gerichte. Und ich übertreibe nicht – man findet hier locker über 200 oder gar 300 Gerichte, allesamt schön bebildert!

Allein die Auswahl an Fischarten ist gigantisch. Ihr findet hier allein vom Thunfisch um die vier verschiedenen Arten. Garnelen gibt’s in groß, in klein, in gekocht – wie man sie in Österreich kennt – bis roh. 

Roh oder hin und wieder flambiert, sind weiter auch Lachs, Makrele, Yellowtail, und unzählige andere Fischarten, für die es keine gescheiten deutschen Namen gibt. Ihr findet hier rohe Meeresfrüchte, wie Jakobsmuschel, Tintenfisch und Uni, die Eierstöcke vom Seeigel. Die sind eine gelbliche Paste … sehr cremig. Vom Geschmack her, als würdest du einen Schluck direkt aus dem Meer nehmen. Nicht unbedingt meins. Mein ehemaliger Japanischlehrer hat aber gesagt: “Uni in Tokio, das schmeckt nicht! Uni musst du frisch essen – auf Hokkaido!” Dort habe ich es dann tatsächlich wieder einmal gewagt und siehe da: tatsächlich! Ein haushoher Unterschied! Die Seeigel-Eier haben dort wirklich gut geschmeckt. Relativ mild fischig. An die Konsistenz muss man sich halt gewöhnen.

 

Gunkan-maki: Die schleimige Dreifaltigkeit

Vorhin habe ich ja von den Kriegsschiffen erzählt, den Gunkan-maki. Die sind halt so konzipiert, dass auf den Reis vor allem jene Zutaten kommen, die ihre Form nicht von alleine halten können. Das heißt, auf Gunkan-maki findet ihr alles, was irgendwie kleinteilig, cremig oder schleimig ist. Ich empfehle euch, euch für den folgenden Abschnitt besser hinzusetzen.

Stichwort: Schleimig. Ich weiß nicht, ob ihr Okra kennt. Das ist so ein längliches, grünes Gemüse. Es findet sich auch ganz oft in der afrikanischen oder US-Südstaaten-Küche. Und Okra steckt halt voller Schleim. In unserem Sushi-Laden wird dieses Okra klein gehackt und mit rohem Tintenfisch vermischt, dessen Konsistenz ja auch sehr gewöhnungsbedürftig ist. Und als Drittes gesellt sich dann noch Natto dazu. Die fermentierten, stinkigen Sojabohnen. Auch die sind so schleimig, dass sie beim Essen Fäden ziehen. Es sich also um die schleimige Dreifaltigkeit in Sushi-Form! Keine Ahnung, welcher Sadist sich diese Kombination ausgedacht hat. Für Schleim-Fans aber jedenfalls meine allerwärmste Empfehlung!

Nummer zwei auf meiner Liste an Kuriositäten, die Westler vielleicht in die Flucht treiben könnten, ist, genau genommen, eine Delikatesse. Ich habe sie in Form von Gunkan-maki gegessen und sie nennt sich “Kanimiso”. Kani heißt “Krabbe” und ich habe mir gedacht, dass dafür vielleicht Krabbenfleisch mit Miso-Paste vermischt wird. Klingt ja ganz nett.

Auf dem Förderband entgegengekommen ist mir dann ein Kriegsschiff, wie es im Buche steht. Umrandet vom dunkelgrünen Nori-Algenblatt. Und oben drauf eine gräulich-grüne Paste. Also, Schönheitspreis gewinnt dieses Gericht auch keinen. Ich habe dann vorsichtig gekostet. Und puh … es war auch wieder die volle Ladung Fisch und Meereswasser. Extrem intensiv. Ich war froh, dass ich mir nicht gleich das ganze Stück in den Mund gesteckt hatte.

Ich hab dann sofort gegoogelt, was dieses “Kanimiso” denn jetzt genau ist. Weil Krabbenfleisch mit Misopaste war das mit Sicherheit nicht. In Wahrheit ist Kanimiso eine gräulich-grüne Substanz, die man aus der Körperhöhle von Krabben oder auch Hummern herausschabt. Sie ist wohl für die Funktionen der Leber und Bauchspeicheldrüse zuständig. Und gilt in mehreren Ländern als Delikatesse! Mir war das nicht bewusst. Immer, wenn ich bisher eine Krabbe gegessen habe, habe ich einen weiten Bogen um den Kopf oder Körper oder wie auch immer gemacht, weil da eben immer diese sonderbare grünliche Masse rausgespritzt ist. Ich hatte geglaubt, das wäre Abfall.

Und einmal geht’s noch. Die dritte Variante von Gunkan-maki, die ich euch vorstellen will, ist Shirako. Übersetzt heißt Shirako “weißes Kind” – das klingt, wie so oft, wunderbar unschuldig. Auf Deutsch nennt man es anscheinend “Fischmilch”. Denkt an Fischeier, an Kaviar, aber von männlichen Fischen. Jawohl, Shirako ist Fischsperma!

Es ist weiß und ein bisschen wellenförmig. Dass es von der Optik her an ein Gehirn erinnert, ist auch nicht gerade förderlich. Vor Japan war mir diese “Fischmilch” nicht bekannt. Bevor aber jetzt irgendwer vorschnell den Finger schwenkt und sagt: “Oh, die verrückten Japaner!” – Nein. Auch in Europa findet man “Fischmilch” – etwa in Italien und England. Es ist, wie immer, eine reine Gewohnheitssache.

Sorry an dieser Stelle. Ich wollte euch mit diesen Erzählungen jetzt keine Angst vor japanischen Sushi-Läden machen. Ich bin ja selbst Schuld, wenn ich mir solche für mich “exotisieren” Dinge bestelle. Wie gesagt, gibt’s ja noch locker hundertfünfzig andere Gerichte, die meinen Geschmack dann eher treffen.

 

Witzige Spezialgerichte beim japanischen Running Sushi

Aber nicht nur klassisches Sushi mit Fisch oder Gemüse gibt’s hier. Wie gesagt, steht beim Kaiten-zushi die Vergnügung im Vordergrund. Vielen Läden geht es darum, ihren Gästen eine möglichst große Auswahl zu bieten. Man bekommt hier also oft auch Ramen, Frittiertes wie Pommes, Salat bis hin zu Desserts.

Es gibt auch zeitlich begrenzte Specials. Einmal gab es zum Beispiel Thunfisch-Nigiri mit Blattgold für jene, die es gern dekadent mögen. Und für Fischhasser gibt es immer wieder einmal Hambaagu-Nigiri – also Sushireis mit einem Fleischlaberl oben drauf, einer Frikadelle. Oder ein Pizza-Nigiri – das war mit gebratenem Schweinefleisch, Tomatensauce und geschmolzenem Käse.

Was klingt, als könnte es nur einem Wahnsinnigen im Westen einfallen, gibt es so tatsächlich auch hier in Japan. Förderband-Sushi darf Spaß machen.

 

“On demand” statt Gammel-Fisch

In den erwähnten Läden funktioniert es übrigens so, dass man seine Bestellung per Tablet aufgibt. Das ist in Japan weiter auch nichts Ungewöhnliches.

Aber Moment. Bestellen per Tablet? Ist das dann überhaupt noch Running Sushi?!

Es ist halt ein On-demand-Prinzip. Man bekommt genau jene Speisen, die man auch wirklich will – anstatt, dass Fischgerichte den ganzen Tag auf einem Förderband herumdüsen. Das soll nicht heißen, dass es das hier gar nicht gäbe. Es gibt schon auch viele Läden, wo ihr sehr wohl auch Speisen auf dem Förderband findet. Vor allem in kleineren wird das immer noch so gehandhabt. Aber auch dort sind es eher nur wenige Gerichte, die tatsächlich auf dem Band herumfahren. In kleinen Läden ist es vielmehr üblich, seine Bestellung dem Koch/der Köchin hinter dem Förderband zuzurufen und dann den Teller direkt überreicht zu bekommen. 

Dafür muss man allerdings wissen, was man will und wie das jeweilige Gericht überhaupt heißt. Ich tue mir bei den ganzen Fischnamen immer noch sehr schwer – ehrlich gesagt, wähle ich lieber nach Foto aus. So möglich bei der Bestellung per Tablet im Sushi-Zirkus. Ein paar Klicks und fertig. Dann heißt es: kurz Warten.

In den größeren Läden finden sich oft gar keine klassischen Förderbänder, sondern hier verlaufen Schienen. Und auf diesen Schienen fahren kleine Wägen herum. Aber nicht einfach so. Das Ganze funktioniert ja, wie gesagt, nach einem On-demand-Prinzip. Essen kommt erst auf Nachfrage.

Du schickst auf dem Tablet deine erste Bestellung ab. Ein paar Minuten vergehen und plötzlich beginnt es vor dir wild zu klingeln und zu blinken. Das ist die Ankündigung, dass deine Bestellung gleich eintrifft. Der Sushi-Wagen macht sich von der Küche auf den Weg. Er zischt auf den Schienen vorbei an den anderen Gästen und macht exakt an deinem Platz Halt: Hier ist deine Bestellung! Den kleinen Teller nimmst du vom Wagen herunter und per Knopfdruck schickst du den Wagen wieder zurück in die Küche.

Und das war auch schon alles. Man kann diesen Bestellvorgang so oft wiederholen, wie man will und Hunger hat.

 

Man bezahlt pro Portion – ein teurer Spaß?

Maßloses Überfressen? Übermannt von einer Gier, das “All You Can Eat”-Angebot ausnutzen zu wollen? Eher nicht!

Einige von euch werden jetzt schwer zu atmen beginnen, ich höre es schon. Aber: neben dem On-demand-Prinzip ist ein weiterer wesentlicher Unterschied vom japanischen Running Sushi der, dass es hier (normalerweise) kein “All You Can Eat”-Angebot gibt.

In sämtlichen Läden, die mir bisher untergekommen sind, wird nämlich pro bestellter Speise abgerechnet. Die kleinen Teller, auf denen die Gerichte serviert werden, haben unterschiedliche Farben. Jede Farbe steht für eine andere Preiskategorie – und auf Basis dieser bezahlt man dann.

Ich hatte mir ja bisher gedacht: nichts toppt das Preis-Leistungs-Verhältnis von All You Can Eat. Ich kann nämlich bei jeglichen Buffets maßlos in mich hineinfressen. Da sind meine Mitesser immer recht am Staunen. Hinterher geht’s mir dann meistens nicht allzu gut – das ist der Nachteil. Aber ich will das Angebot halt immer ausnutzen. Andere Leute, wiederum, die schneller satt werden oder einfach einmal weniger essen wollen, scheuen solche Pauschalangebote eher, weil es sich für sie halt nicht lohnt.

Ich hatte also beim japanischen Running Sushi anfangs die Sorge, dass die Kosten für mich ins Unermessliche steigen, wenn ich wirklich ordentlich satt werden will. Aber tatsächlich habe ich festgestellt, dass das gar nicht der Fall ist.

Die günstigsten Teller, die zum Beispiel zwei Stück Thunfisch-Nigiri beinhalten, beginnen preislich bei umgerechnet 90 Cent. In den Läden von Genki Sushi gibt es über 80 Speisen zu diesem Preis. Es gibt mehrere Kategorien; die teuersten liegen bei knappen 4 oder 5 Euro pro Teller. Die sind aber echt die Ausnahme und beinhalten entweder deutlich mehr Essen oder irgendetwas Besonderes wie Blattgold oder so.

Selbst, wenn mein Mann und ich uns unsere Bäuche vollschlagen, kommen wir da selten auf über 12 Euro pro Person.

Das Prinzip des All You Can Eat findet sich in Japan sehr wohl – sorgt euch nicht! Auf Japanisch heißt das tabe-hōdai. Und tabe-hōdai gibt’s zum Beispiel oft in Yakiniku-Grillrestaurants oder beim Shabu Shabu, dem japanischen Fondue. Beim Running Sushi an und für sich aber nicht.

 

Ist Running Sushi für Vegetarier:innen geeignet?

Fisch, Fischeier, grüne Krabbenpaste … Ist japanisches Running Sushi denn eigentlich auch für Vegetarier:innen geeignet?

Das gesamte Angebot ist, wie gesagt, unfassbar riesig. Die Speisen unterscheiden sich schon sehr deutlich von jenen in österreichischen Running Sushi Läden. Dort findet man ja oft einen Mix aus allen möglichen asiatischen Küchen. Hier in Japan beschränkt man sich dann doch eher auf die japanische Küche, obwohl es da durchaus immer wieder mal ungewöhnliche Kreationen gibt. Aber: die Hauptrolle beim japanischen Kaiten-zushi spielt – wie es sein soll – der Fisch. Und den gibt es in allen Formen und Farben.

Nur, was, wenn ihr oder eure Begleitung gar keinen Fisch mögt? Ihr euch vielleicht vegetarisch ernährt? Müsst ihr dann einen weiten Bogen um Running Sushi Läden machen?

Ich finde: nicht unbedingt.

Unter den 200 oder 300 angebotenen Speisen finden sich durchaus auch ein paar vegetarische. Sei es Maki-zushi gefüllt mit allerhand Gemüse wie Gurken oder eingelegtem Rettich. Auch vegetarische Nigiri-zushi mit Auberginen, Avocado und gegrilltem Mais finden sich. Vielleicht nicht unbedingt ein kulinarisches Feuerwerk – aber es gibt in Japan durchaus bessere Orte um als Vegetarier zu verhungern.

Bei einem Abstecher ins Running Sushi ist, wie gesagt, sowieso nicht viel verloren. Statt einen hohen Pauschalpreis für All You Can Eat hinzublättern, bezahlt ihr nur das, was ihr auch wirklich konsumiert. Perfekt also auch für den kleinen Hunger oder wenn man sich noch nicht ganz sicher ist, ob es einem schmecken wird. Tee gibt es obendrein gratis und Trinkgeld gibt man in Japan auch keines.

 

Nimmersatt

Ich gestehe öffentlich: Ich liebe Kaiten-zushi in Japan! Nicht nur die großen Ketten, sondern auch die kleinen, etwas versteckten Läden. Es ist immer ein Erlebnis.

Die hohe Sushi-Kunst findet man hier vermutlich nicht. Darum geht es auch überhaupt nicht. Hier stehen vielmehr lockerer Spaß und Abwechslung im Vordergrund. Was aber überhaupt nicht heißen soll, dass man bei Geschmack oder Frische Abstriche machen muss. Der große Andrang – auch von Einheimischen – spricht ja ohnehin für sich.

Beim Kaiten-zushi kann man sich zu vergleichsweise günstigen Preisen durch die Speisekarte durchprobieren. Fischarten kennenlernen, für die wir in Österreich gar keinen Namen haben. Und sehr wohl können jene von euch, die mit Fisch nichts anfangen können, auch satt werden.

Ich hoffe, ihr bekommt bald die Gelegenheit, Running Sushi in Japan auszuprobieren. Lasst mich auch gerne wissen, wie ihr es fandet. Ich bin gespannt.

Bis zum nächsten Mal, mata ne,
euer Ösi in Kawasaki.

Dies war die 42. Folge meines Podcasts „Der Ösi in Kawasaki“ als Blogartikel zum Nachlesen. Anhören könnt ihr sie übrigens direkt hier, sowie auf Spotify und Apple.

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